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«Ich nehme das Stimmrecht gerne wahr»

Aus der Unterland Zeitung vom 5. Februar 2021. Ein Interview geführt von Ramona Kobe

Sie ist die erste Frau, welche die Gemeinde Hüttikon führt: Beatrice Derrer (SVP). Seit rund vier Monaten ist sie im Amt – Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Ein Gespräch über kurzfristige Entscheide, Fingerspitzengefühl und die direkte Demokratie.

Das Interview in der Unterland Zeitung vom 5. Februar 2021

Frau Derrer, seit rund vier Monaten führen Sie die Politische Gemeinde Hüttikon. Wie läuft?s?

Beatrice Derrer: Auch wenn ich schon 14 Jahre als Finanzvorsteherin bei der Gemeinde Hüttikon tätig war, kamen als Gemeindepräsidentin doch neue Herausforderungen auf mich zu, die ich sehr gerne, aber mit Respekt angenommen habe. Die ersten Monate waren zwar intensiv, jedoch auch extrem spannend und lehrreich. Heute kann ich ehrlich sagen: Es läuft sehr gut.

Was hat sich in dieser Zeit verändert – für Sie persönlich, aber auch in der Gemeinde?

In ein paar Monaten kann man ein Dorf nicht neu entwickeln. Das ist auch nicht notwendig, zumal mein Vorgänger wirklich gute Arbeit geleistet hat. Hingegen war es für mich persönlich eine ziemliche Umstellung.

Inwiefern?

In den letzten 14 Jahren waren die Termine, die ich wahrnehmen musste, frühzeitig bekannt: Die Rechnung musste im Frühling fertig sein, das Budget im Herbst. Und auch die Gemeindeversammlungen konnte ich bald in der Agenda eintragen. Neu bin ich im Jetzt und Ist gefordert – ich darf kurzfristige Entscheide treffen, sei dies telefonisch oder vor Ort. Dadurch ist der persönliche Kontakt mit den Mitbürgerinnen und Mitbürgern viel grösser, vor allem auch mit dem Verwaltungsteam. Und auch mit Menschen, die für oder mit der Gemeinde zu tun haben.

Sie sind Gemeindepräsidentin, arbeiten Teilzeit als Treuhänderin und im familiären Landwirtschafts-betrieb. Bleibt da noch Zeit für Sie selbst?

Sie haben schon recht: Es bleibt nicht mehr viel Zeit für mich selbst. Aber ich war schon immer eine mit einem offenen Ohr für andere. Und auch eine, die gerne arbeitet. Das liegt bei uns in der Familie. Als ich über diese Frage nachdachte, erinnerte ich mich an den Spruch, der über meinem Bürotisch hängt: «Brachliegende Kraft ist Verschwendung, also bringen wir sie zum Tragen.» Es gibt aber auch Tage, an denen ich Zeit für mich nehme. Am liebsten verbringe ich diese in den Bergen, dort kann ich sehr gut abschalten.

Sie sind die erste Frau, die in Hüttikon an der Spitze steht. Ist Ihnen das wichtig?

Ob in einer Gemeinde ein Mann oder eine Frau an der Spitze steht, spielt meines Erachtens eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass diejenige Person den Weitblick hat. Eine Gemeinde muss fortschrittlich geführt werden. Jedoch immer unter dem Aspekt «Bewährtes zu erhalten und Neues zu versuchen». Und es braucht Mut, Entscheidungen zu fällen und durchzusetzen. Hätte ich mir das alles nicht von Beginn her zugetraut, wäre ich nicht die Richtige für das Amt.

Dann würden Sie nicht sagen, dass Sie etwas besser machen als ein Mann?

Nein. Besser nicht, aber vielleicht anders. Eine Frau ist einfühlsamer und hat mehr Fingerspitzengefühl und kann sich den Respekt der Ratskollegen auf diese Art abholen.

Wieso braucht es trotzdem Frauen wie Sie, die Führungspositionen besetzen?

Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn nur Frauen an der Spitze stehen. Gleiches gilt für Männer. Ein Mix aus beiden Geschlechtern ist gesund, denn Männer und Frauen denken nicht gleich.

Was ist denn Ihre Meinung zur Geschlechterrolle generell?

Glücklicherweise musste ich mich nie gross mit dieser Frage befassen, obwohl ich in Bereichen tätig bin, in welchen Männer nach wie vor dominierend sind. Ich habe immer den nötigen Respekt erhalten. Die Gleichberechtigung hat Einzug gehalten und das ist auch gut so. Dennoch wird es immer so bleiben, dass die Frau die Kinder gebärt. Gott sei dank können wir nicht alles verändern und in die Natur eingreifen.

Vor ziemlich genau 50 Jahren wurde in der Schweiz das Frauenstimmrecht auf nationaler Ebene eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Grossvater, Oskar Sekinger, Gemeindepräsident von Hüttikon. Hat er mit Ihnen jemals darüber gesprochen?

Nicht, dass ich mich erinnern könnte. Generell habe ich mit meinem Grossvater sehr selten über Politik gesprochen. Damals habe ich auch keinen Gedanken daran verloren, eines Tages in seine Fussstapfen zu treten. Es scheint, als hätte er mir die politischen Gene unbewusst in die Wiege gelegt.

Wie ist die Vorstellung für Sie, nicht abstimmen zu dürfen?

Das Frauen früher nicht abstimmen konnten, ist für mich nur schwer vorstellbar. Ich kenne halt nichts anderes. Heute hat Mitbestimmung auf politischer Ebene mit Eigenverantwortung zu tun.

Wie meinen Sie das?

Wir leben in einer direkten Demokratie, diese soll man wahren und achten. Denn wie ein Vergleich mit anderen Ländern zeigt, ist das Stimm- und Wahlrecht nicht selbstverständlich.

Dann gehe ich davon aus, dass Sie regelmässig abstimmen.

Das stimmt. Ich nehme dieses Recht sehr gerne wahr und kann mich auch nicht daran erinnern, wann ich zuletzt eine Abstimmung verpasst habe.

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Im Wasenbühl
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